Donnerstag, 2. April 2020

... auf den Pfaden der Kindheit

Den Kontakt zu Menschen vermeiden ist in Zeiten von Corona absolut sinnvoll. Dennoch ist es in meiner Heimatregion glücklicherweise möglich, auf einsamen Wegen zu wandern und die Natur zu genießen. Gestern war es mir ein sentimentales Bedürfnis, wunderbaren Erinnerungen auf eigentlich verbotenen Pfaden der Kindheit nachzuspüren.


Vorbei am rechten Erlauf-Ufer und zwischen einem romantischen Fischteich (der seinerzeit ein unwirtlicher Schotterteich war) wanderte ich, mich an unzähligen Frühlingsblumen erfreuend, als eigentliches Ziel dem Mühlbach zu. Gelbe und weiße Buschwindröschen, Lerchensporne - sogar eher seltene weiße - strahlend blau blühendes Immergrün und vieles mehr, säumten meinen Weg.


Auch die Schildkröten waren bereits wieder aus dem Winterschlaf erwacht.

  
Der Mühlbach 
… im natürlich Lauf und zum Teil aus dem Sandstein gehauen.
Wir waren vor mehr als 60 Jahren drei gleichaltrige Kinder in einem kleinen Dorf des Mostviertels und fast immer gemeinsam unterwegs. Zusammen in der Schule, am Schulweg und nach Erledigung der Hausaufgaben auch in der Freizeit. Wir hatten kein Handy, wenig Spielzeug, aber viel Freiheit. 

Es gab in der Nähe des Dorfes  das "Zigeunerwiesl" und den "Mühlbach" die uns damals besonders faszinierten. Ersteres ein kleines fast nicht einsehbares kleines Wiesenstück unterhalb einer steilen Böschung direkt am Mühlbach gelegen. Erzählungen von Erwachsenen zufolge haben dort einst öfters die Zigeuner ihr Lager aufgeschlagen - was wir ungemein aufregend und abenteuerlich fanden. Letzterer war ein von der Erlauf abgeleiteter und in seinem Lauf faszinierender Bach, der einige Mühlen betrieb. Ein Bach, in den dort auch ein kleines Gerinne - eher ein Rinnsal - floss, das sich hervorragend dazu eignete, ihn zu stauen, kleine Wehren zu bauen und das Wasser mit Hilfe des Sandes vom nahen Sandsteinbruch umzuleiten. Es gab dort immer irgend etwas zu entdecken. 
Ein wenig waren wir, ähnlich den Bibern - allerdings im Kleinformat - tätig. Und wir hielten diese Aktivitäten natürlich streng geheim. Schließlich hätten unsere Eltern diese Abenteuer wegen der Gefährlichkeit des Baches (wir konnten alle drei nicht schwimmen!) mit Sicherheit unterbunden.


Man kann noch heute die Einkerbungen im Sandstein erkennen, in 
welche Pfosten montiert gewesen sein dürften, um mittels eingebrachter 
Pfosten den Aushub für den Abtransport zwischenlagern zu können. 


 Der Überlieferung zufolge soll der Mühlbach einst von italienischen Arbeitern aus dem Sandstein heraus gehauen worden sein. Ich vermute auf Grund der Gravur am unteren Foto, dass dies 1705 geschehen sein dürfte.

Habe auf einem der Bankerl gerastet, die Kindheit die Jugendzeit und mein Leben Revue passieren lassen und festgestellt, auf viele schöne Erlebnisse zurückblicken zu können .....   
Vorbei am roten Haselstrauch, dessen Würstel bereits weitgehend abgefallen waren und unscheinbar im alten Laub den Weg der irdischen Vergänglichkeit gingen, spazierte ich weiter
zurück zum Erlauf-Fluss und an dessen linkem Ufer retour.



Leider wurden hier vor 2 Jahren viele große und gesunde Bäume gefällt. Wenngleich wieder aufgeforstet wurde, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis diese wieder so groß sind. Auch der Biber hat offensichtlich die Winterruhe beendet und bereits seine Frühlingsarbeit aufgenommen.  


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